Leadership & Karriere Experten zum Grundeinkommen: Lasst uns die Maschinen besteuern

Experten zum Grundeinkommen: Lasst uns die Maschinen besteuern

Wie ein Damoklesschwert scheinen Digitalisierung und die zunehmende Automatisierung von Arbeitsprozessen über unseren Jobs zu schweben. Liest man sich die Beiträge der Feuilletons, Tech- und Wirtschaftsseiten des laufenden und vergangenen Jahres durch, kann man leicht den Eindruck bekommen, dass Massenarbeitslosigkeit durch AI in naher Zukunft unabwendbar sein wird. Natürlich widersprechen auch viele Experten, die argumentieren, dass die zunehmende Digitalisierung auch viele neue Jobs schaffen wird. Im Rahmen der Debatte wird auch immer wieder eine Idee diskutiert, die zum Beispiel in Finnland seit Januar vergangenen Jahres im kleinen Maßstab getestet wird: die des bedingungslosen Grundeinkommens.

Nicht finanzierbar, scheint hierzulande der politische Konsens zu sein. Klar, für eine Welt, die den Wert eines Menschen nicht mehr an Leistung und damit an Erwerbsarbeit knüpft, braucht es, zugegeben, ein hohes Maß an Vorstellungskraft. Trotzdem gibt es viele gewichtige Stimmen, die ein bedingungsloses für realistisch und teilweise sogar für notwendig halten, falls klassische Erwerbsarbeit irgendwann ein Ende finden sollte.

Elon Musk

Der Tesla- und SpaceX-Chef ist der vielleicht bekannteste Befürworter eines bedingungslosen Grundeinkommens.

„Es besteht schon die Chance, dass es aufgrund der Automatisierung ein bedingungsloses Grundeinkommen oder ähnliches geben wird. Ja, ich wüsste nicht, was man sonst tun sollte. Ich denke, das würde passieren. Die Leute hätten dann mehr Zeit, andere Dinge zu tun, komplexere, interessantere Dinge. Sicher hätten sie mehr Freizeit. Dann müssen wir herausfinden, wie mit fortgeschrittener AI zusammenleben. Letztlich wird es eine Art von verbesserter Symbiose mit digitalen Superintelligenzen brauchen.“

Aber was ist mit der Finanzierung? Wo soll das Geld herkommen, wenn niemand mehr arbeitet. Auch dafür gibt es realistische Ideen:

Frank Rieger, CCC

Auch dieser bekannte Hacker ist kein weirder Internet- und Tech-Anarcho, sondern Sprecher des Chaos Computer Club. Auch für ihn ist das Grundeinkommen eine logische Konsequenz. Zur Finanzierung schlägt er eine „Vergesellschaftung der Automatisierungsdividende“ vor. Was kompliziert klingt, ist eigentlich ganz einfach erklärt: Nichtmenschliche Arbeit wird besteuert. Dadurch würden Maschinen, Computer, Bots unser Einkommen und die Rente erwirtschaften. Rieger weiß, dass man nicht einfach mit den Fingern schnippt und schon wird alles gut. In einem Gastbeitrag in der Zeit schrieb er:

„Wenn es gelingt, Deutschland kompatibel mit der nächsten Technologiewelle zu machen, wenn die Struktur unserer Steuer- und Sozialsysteme so gestaltet wird, dass mehr Automatisierung zu mehr realem, fühl- und messbarem Wohlstand für alle im Lande führt und dadurch der soziale Frieden langfristig erhalten bleibt, stellt dies einen Wettbewerbsvorteil von historischen Dimensionen dar.“

Wilhelm Bauer, Fraunhofer Institut

In einem Interview am Dienstag mit dem Trending Topics antwortete der Forscher auf die Frage, ob die Industrie 4.0 ein neues „Lumpenproletariat“ schaffe:

„Ich hoffe nicht, dass es so kommen wird! Und ich glaube das auch nicht.“ „Womöglich werden wir in Summe etwas weniger arbeiten, aber das wäre ja auch gar nicht so schlecht. Eventuell brauchen wir dann doch auch so etwas wie ein bedingungsloses Grundeinkommen, mit einer Art Algorithmen-Steuer könnte man das auch finanzieren.“

Bei einer Algorithmensteuer handelt es sich im Grunde um etwas ähnliches wie bei der Automatisierungsdividende: Diejenigen, die im Besitz der Maschinen, beziehungsweise der Algorithmen befinden, die die betreffenden Automatisierungsprogramme ausführen, zahlen Steuern auf das Erwirtschaftete.

Stewart Butterfield, Slack

Der Gründer des Kommunikationstools Slack führte noch ein weiteres Argument ein, weshalb ein bedingungsloses Grundeinkommen sich positiv auf die Gesellschaft auswirken könne. Entgegen der Befürchtung vieler, die Menschen würden sich dann auf die faule Haut legen, sieht er in einer abgesicherten Existenz ohne finanzielle Sorgen einen potenziellen Motivationsschub und würde einen großen Gründergeist freisetzen:

Nur die Sache mit der Finanzierung sollten wir vielleicht nicht unbedingt Butterfield überlassen. Wenn es nach ihm ginge, sollte man dafür die Milliarden verwenden, mit denen Universitäten finanziert werden. Bildung umsonst sei nicht wichtig, da viele Menschen auch ohne Uniabschluss glücklich wären.

Barack Obama

Der ehemalige US-Präsident ist zwar nicht eindeutig ein Befürworter der Idee, zeigt sich jedoch offen dafür, sollte sie irgendwann notwendig sein. In einem Interview 2016 über AI sagte er: „Ob ein Grundeinkommen das richtige Modell ist – wird es auch von einer breiten Bevölkerung akzeptiert? – das ist eine Debatte, die wir über die nächsten zehn, 20 Jahre führen werden.“

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